Vielfalt und Gegensätze
Am Bielersee bewirtschaften über 60 Winzerinnen und Winzer eine Fläche von gut 220 ha Reben. Dazu zählen die Südosthänge des Bielersees von Vingelz über Tüscherz-Alfermée, Twann, Ligerz bis nach Schafis und La Neuveville sowie die Rebberge der St. Petersinsel und der Weinbaugemeinden Erlach, Tschugg, Gampelen und Ins.
Der trockene, steinige Südosthang des Bielersees ist durch Kalk geprägt. In der Gegend um Erlach und auf der St. Petersinsel herrschen Molasseböden. Die Reben profitieren vom Wärmespeichereffekt des Sees und von den mikroklimatischen Vorzügen der Terrassierung.
Insgesamt haben am Bielersee über 70 Rebsorten eine Heimat gefunden. Dabei ist der Bielersee traditionell eine Weisswein-Region. Der typische Kalkboden ist ideal für Chasselas und die Burgundersorten Chardonnay sowie die Pinot-Familie (Pinot Noir, Pinot Gris, Pinot Blanc). Auch Müller-Thurgau, Gewürztraminer, Sauvignon Blanc und viele andere Spezialitäten finden hier optimale Bedingungen.
Bei den roten Sorten etablieren sich neben dem Pinot Noir auch Malbec, Diolinoir oder St. Laurent, die häufig auch im Barrique ausgebaut werden. Diese Spezialitäten sind oft nur in kleinen Mengen erhältlich.
Wegweisende Qualität: unser AOC-Reglement
Ein für die Schweiz wegweisendes, für die Ernte 2010 neu eingeführtes AOC-Reglement sorgt für Transparenz, strenge Ertragsbeschränkungen und konsequente Qualitätsvorschriften.
Die Produktionsgebiete der Weinbauregion Bielersee
Geschichtliches
Wo der Wein Geschichte schreibt
Wie ein päpstliches Schreiben von 866 nach Christus belegt, wird am Bielersee seit über 1100 Jahren Wein angebaut. Nachdem im Mittelalter vor allem Abteien und Klostergemeinschaften Weingüter unterhielten, übernahmen nach der Reformation Patrizierfamilien aus Bern das Zepter. Sie erkannten die Vorzüge des milden Klimas, welches sogar wärmeliebende Orchideen und Flaum-Eichen gedeihen lässt.
Die Berner Patrizier sind Geschichte. Geblieben sind zum Glück der Charme und die Tradition der beschaulichen Winzerdörfer. Und wenn man sich die Geschichte der Weinbaubetriebe näher ansieht, erkennt man, dass so manches Gut seit vielen Generationen Wein herstellt.
Natur und Rebbau
Mit und in der Natur
Die Winzer am Bielersee sind sich bewusst, dass sie nicht einfach ein Produkt herstellen, sondern auch Verantwortung für die einmalige Landschaft tragen. Deshalb ist uns die nachhaltige Produktion besonders wichtig. Die umweltschonende Herstellung von Wein bezieht sich stets auf die Arbeit mit dem Boden, den Pflanzen und im Keller.
Integrierte Produktion
Schon seit Jahren arbeiten die Winzer am See nach der Idee des ökologischen Leistungsnachweises. Ziel ist es, unter Wahrung der Wirtschaftlichkeit und mit umweltgerechten Methoden qualitativ herausragende Trauben und entsprechenden Wein zu erzeugen. Dazu gehört auch eine nachhaltige Reduktion des Hilfstoffeinsatzes.
Biodiversität im Rebbau
Lange Zeit wurde die Rebe in Monokultur bearbeitet. Alle anderen Pflanzen im Rebberg galten als Unkraut. Heute schätzen die Winzer die Bodenbegrünung, denn sie bringt verschiedene Vorteile: Schäden durch Erosion nach Niederschlägen gibt es kaum mehr. Die Durchwurzelung der Böden optimiert den Humus- und Sauerstoffgehalt. Das Mähen oder Mulchen der Grünmasse bildet neue, pflanzenverfügbare Nährstoffe. Mit der Pflanzenvielfalt im Rebberg siedeln sich sehr viele Insekten an. Diese Populationen halten sich im Gleichgewicht. Der Winzer muss «Schädlinge» nicht mit Chemie bekämpfen. Auch viele ökologische Ausgleichsflächen helfen mit, diese Balance zu wahren.
Rebgüterzusammenlegung
Meliorationsgebiet am linken Bielerseeufer
Das Meliorationsgebiet in den Gemeinden Ligerz, Twann und Tüscherz-Alfermée umfasst 105.5 Hektaren. 34 Haupterwerbs- und zehn Nebenerwerbsbetriebe bewirtschaften den Rebberg und produzieren den Wein zum grössten Teil als Selbstkelterer. Vor der Güterzusammenlegung gab es im ganzen Perimeter 334 Eigentümer und Eigentümerinnen, die rund 1’157 Grundbuchparzellen besassen. Die durchschnittliche Parzellengrösse war 855 m2, die Zahl der Parzellen pro Betrieb lag zwischen 9 und 59.
Alle Ziele unter einem Hut
Die steigenden Produktionskosten im Rebbau sowie die zunehmende Professionalisierung im Rebberg wie im Keller zwingen die Weinbäuerinnen und Weinbauern am Bielersee zu Rationalisierungsmassnahmen, um die Kosten im Griff zu behalten. Ein zusätzlicher Druck, der den Rebbauern Sorge bereitet, kommt von den Schutzorganisationen – das Rebgebiet ist (mit Ausnahme des Teilperimeters Alfermée) – Bestandteil des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN-Objekt Nr. 1001).
Einzig über eine Rebgüterzusammenlegung samt Verbesserung der Erschliessung ist die dringend anzustrebende und unbedingt notwendige Senkung der Produktionskosten möglich. So können die Winzerinnen und Winzer, die heute zusammen mit den betroffenen Gemeinden für die Pflege der einmaligen, erhaltenswerten Landschaft von nationaler Bedeutung sorgen, auf die Dauer ihr Auskommen finden. Dass heutzutage nur ein ökologisch und ökonomisch ausgewogenes Projekt mit Erfolg umgesetzt werden kann, haben die Winzer und Winzerinnen schon in der Phase der Projektstudien erkannt. Anlässlich der Abstimmung über die Durchführung des Unternehmens wurde beschlossen, im Sinne der Modernen Meliorationen, folgende Ziele anzustreben:
- Nachhaltiger Erhalt der Rebenlandschaft als unverzichtbarer Teil der Berner Region Biel-Seeland als übergeordnetes Ziel;
- Existenzsicherung der Winzerfamilien und der übrigen mit dem Rebbau verbundenen Wirtschaftsbetriebe am Bielersee;
- Erhalt und Entwicklung der ökologisch wertvollen Landschaftselemente im und am Rebberg.
Die ausführenden Organe der Meliorationsgenossenschaft waren also gefordert, die ökonomischen Projektziele des Rebbaus mit den starken Anliegen des Landschafts- und Naturschutzes unter einen Hut zu bringen. Als wichtiger erster grosser Meilenstein erfolgte bereits fünf Jahre nach der Gründung der Genossenschaft am 5. Januar 2009 der Neulandantritt, umrahmt von einer kleinen Feier.